Als der Ausländer-in-Mexico-Club das monatliche Treffen auf den 31. Oktober ansetzte, ahnte ich schon was. Und tatsächlich! Eine Woche vor dem Treffen wurden alle kommenden aufgefordert, Halloween-gerecht in Verkleidung zu kommen.
Nun sollte man in Mexico dieses importierte Gringo-Fest, das absolut nichts mit der mexikanischen Kultur zu tun hat und aus reinen merchandize-Gründen ins Land gebracht wurde (gleich wie bei uns, nur, dass der Coop die Halloween Artikel in der Fasnachtszeit erneut zum Kauf anbietet) NICHT fördern.
Aber diesmal siegte meine Lust am Verkleiden über das, was man in Mexico tut und was nicht.

Bei meiner letzten Kostümparty hatte ich kein Katzenkostüm gefunden, weshalb ich am Ende halt als Teufelchen ging. Diesmal aber sollte ich meine Katze kriegen! Für einen Wucherpreis von 8Fr. (ich esse 2 mal zu Mittag für dieses Geld!!!) erstand ich ein Set von Katzenohren und - Schwanz. Mehr wollte ich auch gar nicht, wusste ich doch nicht, wie viele der Aufforderung nach Verkleidung tatsächlich nachkamen.
Jesús, der mich abholte, kam dann auch direkt von der Arbeit und somit ungeschmückt (neckisch wäre ja Jesús verkleidet als Jesus gewesen... na ja)
Die Tatsache, dass wir einen Freund von Jesús im Stadtzentrum aufpickten nützte mein Chauffeur, um mir das kulturelle Erbe näherzubringen. Das Monument der Revolution, wo wir Juan aufpicken würden, sollte ich aber nicht nur von Auto aus bewundern. Komm, steig aus und siehe das Ganze von nahem! Ich kann nicht aussteigen! Ich bin eine Katze! Aaaaach, komm schon, du musst es von der Nähe betrachten.
Was konnte auch schon passieren? Schliesslich kannte mich niemand hier! Ausserdem war es schon dunkel, wer sollte schon so genau hinschauen?
Alle. Kaum waren wir ausgestiegen, schienen alle auf mich zu schauen. Kinder zeigten auf mich, Männer pfiffen mir nach, Pärchen unterbrachen ihr Geturtel.
Als Juan endlich auftauchte, sollten mich sämtliche Besucher des Revolutionsmonuments gemustert (und belacht) haben.
Doch wenn ich dachte, ich hätte meine Blamage damit überstanden, hatte ich mich zu früh gefreut.
Wir fuhren die Strasse 3 Mal hinauf und hinab, wir fanden einfach unser Restaurant nicht! Juan bemühte sich, jeden Fussgänger nach der Lokation zu fragen, doch wie erwartet, war der Ausländer-Treff viel zu posh, um unter normalen Leuten bekannt zu sein.
Als Mitfahrerin hatte ich es nicht für nötig gehalten, mir die genaue Adresse zu merken. Leider fühlte sich Jesús als Fahrer ebensowenig verpflichtet.
Wir parkten schliesslich irgendwo, weil die Männer überzeugt waren, dass wir unser Ziel zu Fuss eher finden würden. Genau, was ich wollte: als Katze im versnobten Stadtteil Polanco herumschleichen, ohne zu wissen, in welcher Richtung wir suchen sollten.
Glücklicherweise hatte die Suche bald einmal ein Ende und wir stiessen
ENDLICH zu unserem Grüppchen. Jesús war glücklich, weil er gerne neue Nichtmexikaner kennenlernte, Juan war glücklich, weil er seinen alten Kumpel Gary wiedersah und ich war am glücklichsten: ich traf auf Kostümierte und war kein Freak mehr...

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